Utopiastadt

Ein andauernder Gesellschaftskongress mit Ambitionen und Wirkung

Hier kommen Menschen zusammen. Einfach so.
Und viele bleiben begeistert da, um gemeinsam Stadt zu gestalten. Sie verleihen zusammen Fahrräder, diskutieren über die Entwicklung von Stadt, teilen Werkzeuge, nutzen Coworking-Arbeitsplätze, sanieren einen alten Bahnhof und sichern Brachflächen für etwas ganz Neues.
Dabei schaffen sie einen so pulsierenden Ort, dass ein Stadtentwicklungsforschungsteam extra aus Californien angereist kam, weil sie weltweit nichts vergleichbares finden konnten.

Unsere Ambitionen dabei sind, die konkreten Aktionen vor Ort mit allgemeinen Erkenntnissen zusammenzubringen, um so gemeinsam unsere Gesellschaft zu gestalten. Unser Wirken erstreckt sich dabei von konkreten lokalen Projekten unmittelbar vor der Haustür über die strategische Vernetzung auf kommunaler und regionaler Ebene bis hin zu Erkenntnissen, deren Wirkungen bis auf Bundesebene und in den internationalen Raum reichen.

KONKRET

Die offene Eingangstür ist das Café Hutmacher. Der Tresen ist aus alten Büchern gemacht, die Sitzmöbel von Speichern, aus Kellern oder vom Sperrmüll und das eigene Bier heißt »Bärtig Bräu«, stammt aus der Region, hat Bio-Standard und finanziert mit Teilen seines Ertrages Projekte im Quartier. Neben dem Tresen ist die Tür in Richtung Gemeinschaftswerkstatt. Sie beherbergt schon jetzt Fahrräder, Bandschleifer und Lasercutter. Da jedoch noch Drehbank, Folienplotter und Lagerregale, Metallwerkstatt und Elektrolabor hinzukommen sollen, renovieren engagierte Menschen rund um Utopiastadt die alte Gepäckabfertigung nebenan. Währenddessen wird der ehemaligen Wartesaal 3. Klasse oft zur Bühne für Konzert von Bands aus dem In- und Ausland, zur Kunstgalerie oder zum Wohnzimmer für die ein oder andere Partygesellschaft. Wer einen der fair-gehandelten Biotees probiert, kann ihn mit Honig aus Utopiastadt-Bienenstöcken versüßen.

STRATEGISCH

Utopiastadt liegt direkt an der Nordbahntrasse — ein 22km langer Rad- und Fussweg quer durch Wuppertals Norden. Bürgerschaftliches Engagement trifft im ThinkTank Utopiastadt auf neue Infrastruktur — ein vollkommen neues Mobilitätsdenken macht sich breit. Hier trifft Wuppertals erstes E-Lastenrad für alle auf Wuppertals erstes Fahrradreparaturcafé, auf eine Carsharing-Station, auf einen ehrenamtlichen Radverleih, auf die Gründungsversammlung der Interessensgemeinschaft Fahrradstadt Wuppertal und all das auf die Beteiligung an der Stadtentwicklungsstrategie »Wuppertal 2025«. Während die Straßen noch klassisch autozentriert genutzt werden, kann man hier auf vielfältige Art unmittelbar ausprobieren, wie individuelle Mobilität auch ganz anders – und vielleicht sogar deutlich besser funktioniert. .
Wenn dann ein paar Jahre später die Stadt mittels Förderprogrammen weitere E-Lastenräder zur freien Vermietung anschafft und diese durch die gute Vernetzung über das ehrenamtlich etablierte Verleihsystem vermietet werden können, dann ist Mobilitätswandel kein ferner Plan mehr, sondern ein gelebtes Experiment.
Das Gleiche gilt für Quartiersarbeit im »Forum:Mirke«, den Ernährungswandel mit »Foodsharing«, die Farmbox des »Aufbruch am Arrenberg e.V.« und den Ernährungsbeirat, für Digitalisierungsfragen im Hackerspace des /dev/tal e.V. und opendatal oder für Aktivitäten im Netzwerk »Transformationsstadt«. Letzteres gründeten Utopiastadt, das Wuppertal Institut, das TransZent und die Neue Effizienz, um genau solche Themen gemeinsam zu entwickeln, zu beforschen und zu vermitteln.

WIRKSAM

Erkenntnisse, die vor Ort aus dem Zusammentreffen von über 200 Ehrenamtler:innen in dutzenden Projekten entstehen, sind nicht nur für das Quartier Mirke und Wuppertal interessant, sondern können auch anderenorts dazu beitragen, Projekte bei ihrem Gelingen zu unterstützen. Aus diesem Grund ist Utopiastadt auch über die Stadtgrenzen hinaus aktiv, um die hier gemachten Erfahrungen mit anderen zu teilen, daran zu forschen und auch wieder neue Erkennisse zurück nach Wuppertal zu holen. So ist Utopiastadt z.B. Gründungsmitglied im Netzwerk Immovielien. Dort geht es um Immobilien von vielen für viele — und darum, die grundsätzlichen Rahmenbedingungen solcher gesellschaftsprägenden Projekte wie Utopiastadt auf Bundesebene zu stärken.
Anders herum zieht auch die Entwicklung Utopiastadts vom kleinen 200qm Coworking-Space hin zu einer 40.000qm Entwicklungsfläche das Interesse Studierender zahlreicher Fakultäten auf sich. Damit diese ihre Erhebungen nicht stets von vorne beginnen müssen, damit sie voneinander profitieren und die Ergebnisse ihrer Studien direkt wieder in das gesellschaftliche Engagement zurückfließen, haben wir 2015 in Kooperation mit der Uni Wuppertal die »Coforschung« ins Leben gerufen. In der Coforschung tauschen sich Studierende fächerübergreifend zu Forschungen rund um den Bahnhof und das Mirker Quartier aus. Nun gibt es erste Ansätze, dieses Prinzip auch bundesweit auszuprobieren.
Und wenn demnächst mit dem Solar Decathlon Europe ein internationaler Wettbewerb für nachhaltiges Bauen den Utopiastadt Campus besucht, kann man den Begriff ‚experimentelle Stadtentwicklung‘  ganz konkret vor Ort auch anfassen.

UTOPIA IST ÜBERALL
UTOPIASTADT IST HIER

Das alles — und noch viel mehr — findet in einem Bahnhofsgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert sein Zuhause. Ein Gebäude, das bei seiner Errichtung absolut stadtprägend und ein wichtiger Motor für die bauliche Entwicklung des Quartiers war. Gut 100 Jahre später lag es weitgehend brach; nun sanieren wir es mit Hilfe von Städtebaufördermitteln des Landes NRW, mit Beiträgen der Stadt Wuppertal, der Jackstädt- und der NRW-Stiftung, weiteren Spender:innen — und vor allem mit tatkräftiger Hilfe zahlreicher Utopistinnen und Utopisten.
Die Mischung aus Engagement für einzelne Projekte und dem engen Austausch darüber beflügelte von Anfang an ein sich immer weiter entwickelndes Engagement: Alle Beteiligten sorgen gemeinsam für den Rahmen, in dem sie ihre jeweiligen Projekte zur Weiterentwicklung von Stadt und Gesellschaft ausprobieren und umsetzen können. Sie verwandeln damit eine urbane Brache zurück in einen zentralen pulsierenden Ort und ein Experimentierraum für die zukünftige Gesellschaft.

Utopiastadt ist ein andauernder Gesellschaftskongress mit Ambitionen und Wirkung.