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Logbuch

Insekten tatsächlich retten

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von Thomas Schmidt:

Logbucheintrag 0.61

Wer mag sie nicht? Bienen, Hummeln, Schmetterlinge gelten als Zeichen einer intakten Umwelt. Doch Spritzmittel haben viele Insekten getötet. Hilfe kommt von engagierten Menschen, die Blühflächen anlegen. Eine der Flächen ist im Frühling 2024 in Utopiastadt entstanden. Aus einer ehemaligen Asphaltfläche wurde ein bunter Streifen. Auf dem summte und kreuchte es schon im ersten Jahr kräftig. Zeit, sich auf die Schultern zu klopfen? Nicht ganz, denn erst durch das vor wenigen Wochen erschienene Buch „Mein Artenretter Garten“ der Wuppertalerin Anja Eder wurde mir bewusst, dass das nur ein Anfang sein kann. Zum einen waren, ich ahnte es schon, viele Besucher der Blühfläche Allerweltsinsekten. Sie kommen häufig vor. Die Honigbiene ist genau genommen sogar ein Nutztier, die für den Menschen Honig produziert. Zum anderen helfen nicht alle ausgewählten Pflanzen. So wird die Kletterrose zwar überschwänglich blühen, aber viele Insekten dürften davon nicht profitieren, da ihre gefüllten Blüten schwer zugängliche Staubgefäße haben. Ein weiterer Aspekt, der durch die Lektüre des Buches deutlich wurde: Nur die zusätzliche Anlage von geeigneten Brut- und Unterschlupfflächen und das Setzen heimischer Pflanzen für weniger bekannte Insekten hilft der Natur wirklich weiter.

Ist bei der Gestaltung der Blühfläche also alles schief gelaufen? Auf keinen Fall. Die Schulnote dürfte irgendwo zwischen einer 2 und einer 3 liegen. Sie ist ein guter Startpunkt. Jetzt ist die richtige Zeit für die Neuausrichtung, denn mit etwas Anstrengung und Geduld kann daraus ein „Artenretter Garten“ werden. So nennt Eder ihren eigenen Garten in der Wuppertaler Nordstadt, den sie dort auf 180m² in wenigen Jahren aus einem „normalen“ Garten gezaubert hat. Wie sie ihre Arche Noah der Artenvielfalt erschaffen hat – sie hat dort schon weit über 300 teilweise seltene Insekten beobachten können – beschreibt sie in ihrem neuen Buch. Vor allem zeigt sie in tausenden Bildern, warum es sich lohnt, einen „Artenretter Garten“ haben zu wollen. Es sind faszinierende, wunderschöne Fotos, die deutlich machen, wie vielfältig und überraschend die Welt in einem artenreichen Garten ist. So hilft das Buch bei der Anlage des Gartens und ist gleichzeitig ein Nachschlagewerk für die spätere Bestimmung der Insekten. Zusätzlich beleuchtet es neben den Nahrungsquellen für die erwachsenen Tiere auch die Pflanzen, die für die Aufzucht des Nachwuchses nötig sind und wo und wie die Insekten überwintern. Eine Ecke mit Totholz und der Schnitt abgestorbener Zweige und Stengel erst im Frühjahr, wenn die neuen Triebe kommen, sind schon ein erster Anfang zu mehr Natur. Wir planen also weiter an unserem Blühstreifen, denn wir wollen irgendwann auch den wirklich schutzbedürftigen Insekten helfen. In Feld und Hain hat die intensive Landwirtschaft artenarme Einöden hinterlassen. Es klingt paradox, aber vermutlich können am ehesten wir Städter die Insekten retten. Die Wuppertalerin Anja Eder zeigt uns, wie das geht. Dafür herzlichen Dank!


Erstveröffentlicht am 9.01.25 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/suche/logbuch utopiastadt/


Unterstütze Aktionen wie den Insektengarten in Utopiastadt durch eine Spende: https://www.wirwunder.de/project/120555

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05.06. | Patrick Salmen – Yoga gegen rechts (Zusatztermin)

Nachdem Patrick Salmen vor kurzen den Abschied von der Bühne angekündigt hat, freuen wir uns sehr, den Autor, Comedian und Freund des Hauses ein letztes Mal live in Wuppertal präsentieren zu dürfen.

Patrick Salmen:
Kuckuck! Herzlich willkommen zu meinem Live-Retreat »Yoga gegen Rechts« Ich weiß – seltsamer Titel, aber die mögliche Alternativen waren eindeutig zu sperrig: »Euer Scheiß stört meine Selfcare«, »Irgendwas mit toxischer Achtsamkeit« oder »Die fabelhafte Welt der Ambiguitätstoleranz«. Wie gewohnt gibt es eine solide Mischung aus Stand-Up-Comedy und lustigen Kurzgeschichten. Im Grunde zwei Stunden Superfun!
Eigentlich wollte ich Bratsche spielen und gehobene Weltliteratur vortragen, aber ich möchte nicht angeben.

Hier ein willkürlicher Pressetext, den mir die seelenlose künstliche Intelligenz von ChatGPT ausgespuckt hat: »Comedian und Autor Patrick Salmen seziert urbane Selbstoptimierer im scheinbar widersprüchlichen Konflikt von wirksamer Politisierung und der stillen Sehnsucht nach Eskapismus. (Das klingt klug)

»Yoga gegen Rechts« vereint Kurzgeschichten mit trockenem Humor, bissigen Dialogen und messerscharfen Beobachtungen. Mit satirischem Scharfsinn und viel Selbstironie entlarvt Patrick Salmen die pathologischen Züge achtsamkeitsbesessener Stadtneurotiker, denn niemand weiß so gut wie der Dortmunder Bühnenkünstler, dass einem das Gegenüber oft nur deshalb so schräg vorkommt, weil man gerade in einen Spiegel schaut. (Dieser Satz ergibt eindeutig keinen Sinn!) Auch in seiner fünften Kurzgeschichten-Sammlung begegnet Patrick Salmen der seltsamen Spezies namens Mensch mit dem gebotenen Mitgefühl. Was ihn keineswegs daran hindert, den Finger genüsslich in die ein oder andere neo-esoterische Wunde zu legen.« (Hört! Hört!)

Besser hätte ich das jetzt auch nicht sagen können. Also eilen Sie herbei und bringen Sie ihre innere Korkmatte mit. Im Anschluss gibt´s gemeinsame Asanas, psychedelische Atemübungen und melodischen Deep-House. Einfach klasse!

Tickets: www.wuppertal-live.de

Fotograf: Fabian Stürtz

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15.12. | FLASHWICHTELN IM HUTMACHER

Seit Jahren geliebt und immer wunderschön

FLASH-WICHTELN IN UTOPIASTADT
15.12.24 | 17:00 Uhr | Hutmacher

Ob jung ob alt, ob Weihnachts-verliebt oder nicht, ob Hut oder Hase – wir machen uns einen gemütlichen Nachmittag mit kleinen Aufmerksamkeiten in Utopiastadt. Kinder bekommen Punsch vom Hutmacher ausgegeben und für ältere, menschliche Exemplare gibt es allerlei Trinkbares.

Ihr fragt euch »was ist Flash-Wichteln?!«…seht her:

SCHRITT 1
Sucht, besorgt, findet etwas, das ihr verschenken wollt. Ob ein altes Fundstück aus dem Keller, Omas letzte Geschenk-Sünde, etwas Nützliches, oder auch Selbst-gebasteltes

SCHRITT 2
Verpackt das auserwählte Geschenk – natürlich liebevoll. Vielleicht nett in einer Kiste mit Schleife – eurer Kreativität und eurem Verpackungsgeschick seien dabei keine Grenzen gesetzt…

SCHRITT 3
Macht euch am 15.12.24 auf den Weg zum Hutmacher in Utopiastadt (Mirker Straße 48)

SCHRITT 4
Seid PÜNKTLICH um 17:00 Uhr an der Büchertheke (Vorsichthalber etwas früher!)

SCHRITT 5
Besorgt euch ein Getränk und erwartet freudig das STARTSIGNAL, welches ein Weihnachts-Hutmacher geben wird.

SCHRITT 6
Legt euer Geschenk auf die gekennzeichnete Fläche. Wartet bis das Signal das zweite Mal ertönt und nehmt euch ein Neues.

SCHRITT 7
Auspacken und glücklich sein

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Der Hutmacher macht es sich gemütlich

Der Hutmacher schalten in den Winter-Kneipen-Modus und macht es sich an der Büchertheke gemütlich mit euch. Das bedeutet es gibt Glühwein und Kulturprogramm in Hutmacher Manier! Wir freuen uns sehr auf die kommenden Wochen. Infos und Details zu Programm und Specials findet ihr hier und in den Sozialen Medien! ❄️

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30.11. + 01.12. | WINTERWUNDERLAND 2024

Samstag: 12–20 Uhr
Sonntag: 12–18 Uhr

Ein Indoor-Weihnachtsmarkt mit:
Leckerem, gehaltvollem, lustigem,
besinnlichem, skurrilem, utopischem, schönem, klugem, fairem, dekorativem, verschenkbarem, behaltbarem und vielem mehr!

Rinder-Bratwurst von der Metzgerei Sonnenschein oder wahlweise vom Schepershof, dazu eine vegane Variante. Mit Brötchen vom Quartiersbäcker Policks

Grünkohl (klassisch oder vegan) von der Tafel Wuppertal
Sonntags Waffeln vom Förderverein Utopiastadt.

An beiden Tagen Kuchen beim Hutmacher
Glühwein, fairer Honigmet und Kinderpunsch sowie allerlei weitere warme und kalte Getränke.

Der Eintritt ist frei!

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Adventsbummel in der Mirke

1. Mirker Adventsbummel

Vor 15 Jahren hatte dieser Bereich der Nordstadt in Wuppertal keinen eigenen Namen. Menschen haben gesagt, hier sei eh nix mehr zu retten … um so mehr freut es, wenn heute 10 tapfere kreative »Läden« mit Freude zum 1. Mirker Adventsbummel einladen! Manufakturen in denen man Dinge findet, die das Leben schöner machen. Helft diesen Menschen unser Quartier bunter zu machen! Eine gute Gelegenheit ein paar Weihnachtsgeschenke zu besorgen 🙂

Hier ihr Einladung an euch:

10 Läden aus dem Mirker Quartier laden ein zum 1. Mirker Adventsbummel! 🎄✨
Macht einen gemütlichen Spaziergang zwischen Hochstraße und Mirker Bahnhof – und lasst Euch überraschen! Eure Lieblingsläden haben ein paar Highlights für Euch vorbereitet.
Nehmt am großen Gewinnspiel teil: Holt euch an 6 von 10 Standorten einen Stempel und gebt euren vollständig gestempelten Baum in einem der Läden ab. Im Anschluss werden insgesamt tolle 10 Preise unter den Teilnehmenden verlost. 🎁
Wir sehen uns am Samstag, 30.11.2024, zwischen 12 und 18 Uhr!

Und danach geht’s weiter mit Glühwein Beats! 🍷🎶
Ab 18 Uhr feiern wir in der Weinerei, wo DJ Mighty Maus uns mit entspannten Sounds versorgt. Dazu gibt’s Glühwein und deftige Erbsensuppe – perfekt, um nach dem Bummel gemeinsam anzustoßen! Die Party geht bis 22 Uhr – also lasst uns den Abend gemütlich ausklingen! 🔥✨
Kommt vorbei, wir freuen uns auf Euch!

Hier gibts weitere Infos zu den Läden und zum Programm: https://linktr.ee/mirkeradventsbummel

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06.12.24 | Karaoke-Fieber im Hutmacher

Der Hutmacher lässt nicht nur gerne die Korken knallen, sondern zaubert endlich wieder eure Lieblingslieder aus seinem Hut und wirft euch Mikrofone in die Hand. Ihr könnt nach Lust und Laune Songs schmettern und eure Stimmen für die bevorstehende Weihnachtssaison ölen – wir empfehlen Glühwein oder heißen Utopist.

Vor deinem jeweils ersten Song gibt es einen Mexikaner aufs Haus – der Hutmacher sagt, man trifft dann die hohen Töne besser, wobei es darum ganz explizit nicht gehen soll!
Wie sagte eine Tochter unserer Stadt einst? »Singt! Singt! Sonst sind wir verloren!« …oder so ähnlich.

HOW TO
Packt eure Liebsten ein und kommt in die wohl schönste Bar der Welt.

Ab 19:00 könnt ihr euch und euren Lieblingssongs in die Warteliste eintragen. Ab 20:00 fangen wir an zu singen.

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20.12.24 | Save the Date – Jahresabschlussfeier 2024

Das Datum für unsere Jahresabschlussfeier steht fest — der 20.12.24! Wir freuen uns mit euch das Geschaffte, das Jahr und uns selbst zu feiern. Tackert euch den Termin in den Kalender und genießt die Vorfreude. Wir wollen dieses Jahr vor allem darauf schauen, was wir gemeinsam geschafft haben. Denn Utopiastadt ist groß geworden und manchmal bekommt man gar nicht mehr mit, was alles am anderen Ende des Campus, früh morgens oder mitten in der Nacht passiert.

Wer bei den Vorbereitungen helfen will, kann sich gerne melden oder am 27.11.24 um 17:30 zum nächsten Vorbereitungstreffen kommen.

Wir freuen uns auf euch!

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Soziale Tage in Utopiastadt

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von Eberhard Fahle:

Logbucheintrag 0.60

Vielen Unternehmen ist heutzutage auch ein Einsatz für das Gemeinwohl wichtig geworden. Sie stellen ihre Mitarbeiter frei, um an einem »Social Day« ein ehrenamtlich organisiertes Projekt durch ihre Arbeitskraft zu unterstützen. In diesem Herbst konnte Utopiastadt gleich zweimal von dieser schönen Idee profitieren: Mitte Oktober hatten wir sowohl die Exportabteilung der Firma Knipex, als auch die Auszubildenden der Stadt Wuppertal mit jeweils über 30 Mitarbeitenden zu Gast. Das war für uns eine gute Gelegenheit viele kleine und größere Projekte abzuschließen, zu denen wir den Sommer über (mal wieder) nicht gekommen waren. An drei aufeinander folgenden Tagen sah man überall auf dem Gelände verteilt kleine Gruppen von Menschen, die erfolgreich gegen das Unkraut auf unseren Freiflächen kämpften, im Radverleih unsere Fahrräder reparierten, den Fenstern an der ehemaligen Gepäckaufbewahrung den letzten Anstrich verpassten und an der Holzfassade des Bahnhofgebäudes den alten Lack entfernten.

Bei der Vorbereitung eines Social Days bei Utopiastadt macht man sich natürlich auch immer Gedanken, ob die von uns geplanten Aktionen auch wirklich für die Helfer zumutbar sind. In diesem Fall gab es gleich zwei Projekte, bei denen die Arbeiten sowohl körperlich anstrengend als auch ziemlich dreckig sein würden:

Im Keller der ehemaligen Gepäckaufbewahrung ging es darum, mehrere Tonnen Lehmboden mit Hacke und Schaufel in große Säcke zu füllen und durch eine alte Kohlerutsche nach draußen zu befördern. Wir hatten hier schon mehrere Anläufe gemacht, aber es lag immer noch ein beeindruckender Haufen an Material im Keller. Mit der tatkräftigen Unterstützung unserer Gäste haben wir in diesen drei Tagen nicht nur den Keller leer geräumt, wir haben es sogar noch geschafft, einen neuen Steinfußboden zu verlegen.

Das zweite problematische Projekt war der Teich im Utopiastadtgarten. Nachdem die Folie dieses Teiches im Laufe der Jahre einige Löcher bekommen hatte, war er immer mehr verschlammt und musste daher völlig neu angelegt werden. Der Schlamm im Teich hatte sich aber zu einem wunderbaren Lebensraum für Molche entwickelt. Also musste auch hier erst einmal der Schlamm per Hand in Plastiktonnen geschaufelt werden, um den Molchen so ein sicheres Winterquartier zu schenken. Obwohl dies natürlich eine eher schmutzige Angelegenheit ist, stiegen unsere Helfer ohne zu zögern in die schlammige Brühe. In den drei Tagen ist es so gelungen, den alten Teich zu leeren und mit einer neuen Teichfolie auszulegen. Eine Bepflanzung ist für das kommende Frühjahr geplant und auch die Molche werden dann natürlich wieder einziehen.

Die Social Days bei Utopiastadt sind eine tolle Unterstützung für unser Projekt und wir sind am Ende auch immer erstaunt, wie viel man in nur drei Tagen schaffen kann.

Also: Vielen Dank für die Unterstützung unseres Projekts – und wir hoffen es hat unseren Helfern auch etwas Spaß gemacht!


Erstveröffentlicht am 14.11.2024 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/utopiastadt-kolumne-soziale-tage-in-der-utopiastadt_aid-121124665


Unterstütze die gemeinsame Arbeit an Utopiastadt durch eine Spende: https://www.wirwunder.de/project/120555

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Utopia ist überall

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von David J. Becher:

Logbucheintrag 0.59

In den letzten Wochen war ich sehr selten in Utopiastadt. Schließlich mussten wir mit dem Vollplaybacktheater (VPT) eine neue Show ausarbeiten und zur Premiere bringen. Das war wunderschön. Aber auch schade. Doch wenn man sowohl Beruf als auch Ehrenamt aus voller Überzeugung und Begeisterung macht, reicht die Zeit am Tag nicht immer für alles. So ging in den letzten drei Monaten der Beruf mal wieder deutlich vor. Und doch, ein Riesenrad und ein Kettenkarussell aus Speichen eines defekten Fahrrads, eine Grabinschrift gefertigt mit dem Lasercutter oder ein Fotoshooting ließen mich hier und da auch dienstlich nach Utopiastadt kommen. Schließlich gibt es dort sowohl kreative Freiräume als auch eine gut ausgestattete Gemeinschaftswerkstatt – und vor allem viele Menschen, die einem weiterhelfen können, wenn man mal eine Idee, Material oder Knowhow braucht.

Während ich also nur Stippvisiten zu einzelnen Sitzungen oder eben mit ganz konkreten Anliegen in der Werkstatt gemacht habe, tobte hier das Leben munter weiter. Und ich war traurig, dass ich bei so vielem nicht dabei sein konnte. So hat zum Beispiel eine Abteilung des Zangenherstellers Knipex einen Social Day in Utopiastadt gemacht und an vielen Baustellen tatkräftig mit angepackt. Einen Tag, nachdem sie den Wirtschaftspreis gewonnen haben. Das Unternehmen des Jahres 2024 hilft dem Stadtmarketingpreisträger von 2016 – und ich hab Premierenvorstellung. Aufgrund der Trübsal, bei dem Social Day nicht dabei sein zu können, habe ich auf anderer Ebene erneut festgestellt, wie sehr mich diese Verbundenheit mit der Stadt berührt.

Das VPT hatte einst sein Zuhause im Forum Maximum im Rex-Theater – ein Ort, der lange vor Utopiastadt in bedeutender Art und Weise kreative Freiräume für Menschen jeden Alters bot, sich in bestens kuratiertem Kleinkunst-Umfeld auszuprobieren und zu etablieren. Ich weiß nicht, ob es ohne diesen Ort überhaupt noch ein VPT gäbe. Und ich weiß nicht, ob ich ohne ein VPT überhaupt in Wuppertal geblieben wäre.

Jetzt sorgen die VPT-Tourneen dafür, dass ich die Stadt regelmäßig ausführlich verlasse. Und Utopiastadt hat die Rolle übernommen, mich hier immer wieder ordentlich zu verorten. Einen Ort der Heimat für mehr als das persönliche Wohlbefinden, über die eigenen vier Wände, die eigenen Freunde und Familie hinaus, aufbauen und gestalten zu können, ist fast so befriedigend, wie der abendliche Applaus auf einer Comedy-Tournee. Wobei ich interessiert feststelle, dass die Waage zwischen Applaus und Kritik bei einer Comedy-Show meist deutlich eher in Richtung Applaus kippt, als bei der Arbeit an Gestaltungsräumen für alle. Aber vielleicht muss das so sein – je höher der tatsächliche Wert für eine Gesellschaft ist, desto mehr muss diese darum streiten. Ein Gedanke, den ich in den nächsten Nächten in der Bus-Koje sicherlich noch ein wenig weiterdenken werde.
Vorher aber stelle ich jeweils ein Riesenrad aus Utopiastadt-Rad-Speichen auf die Bühne. Und kann so in jeder Stadt ganz praktisch zeigen: Utopia ist überall!


Erstveröffentlicht am 16.10.2024 in der Printausgabe der WZ.


Unterstütze die Gemeinschaftswerkstatt in Utopiastadt durch eine Spende: https://www.wirwunder.de/project/55533