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Logbuch

Wirtschaftsförderung Utopiastadt

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von David J. Becher:

Logbuch 0.64

Oft wird Utopiastadt misstrauisch beäugt, seltener werden wir angesprochen. Eher redet man über uns: Die werden doch mit Millionen zugeschüttet! Warum wird der Bahnhof nicht fertig? Warum brauchen die zusätzlich Spenden? Warum glänzt da nicht alles golden und duftet nach  Flieder, bei so viel Geld?

Eigentlich ist das recht einfach: Die einzige große Förderung, die in Utopiastadt fließt, sind Städtebaufördermittel zur Sanierung des Bahnhofshauptgebäudes. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund zehn Millionen Euro, von denen Bund und Land 80% tragen, die Stadt Wuppertal etwa 9% und Utopiastadt rund 11%. Dieses Geld fließt aber nicht in Gehälter von Utopiastadt-Mitarbeiter:innen, sondern komplett in die Gebäudesanierung. Also an ein Wuppertaler Architekturbüro sowie zahlreiche Fachfirmen, von denen der weit überwiegende Teil aus Wuppertal und Umgebung stammt. Utopiastadt pumpt also mit der Sanierung des historischen Bahnhof Mirke zehn Mio. Euro in die lokale und regionale Bauwirtschaft.

Wir selber kriegen von dem Geld nichts, sondern haben zusätzlich die volle Verantwortung eines klassischen Bauherren für dieses Mammutprojekt. Die Zeit dafür müssen wir entweder durch den Tagesbetrieb finanzieren oder ehrenamtlich beisteuern.
Der Tagesbetrieb, der alles finanziert, was in Utopiastadt läuft, schraubt, wächst, blüht und gedeiht, ist in erster Linie Flächen- und Gebäudewirtschaft. Die Utopiastadt gGmbH vermietet Räume, Gebäude und Flächen, zum Beispiel an den /dev/tal e.V., die Hebebühne, an eine Tanzschule, an den Gastronomiebetrieb Bärtig UG, an das Escape-Center Bergisch Land, an eine Kaffeerösterei – und die große Halle mitten auf dem Utopiastadt Campus an eine Spedition. Außerdem betreibt die Utopiastadt gGmbH weiterhin Wuppertals ersten Coworking-Space und vermietet Dir Räume für Konferenzen, Hochzeiten, die Abi-Feier Deines Cousins oder den 50. Deiner Cheffin.
Damit haben wir es in über zehn Jahren Provisorium und Baustelle bei allen Widrigkeiten geschafft, einer der vielfältigsten, ausschließlich von Einzelinitiative getragenen Stadtentwicklungs-Orte der Republik zu sein.
Und sind sehr dankbar, dass die NRW- sowie die Jackstädt-Stiftung uns bei dem Eigenanteil der Sanierung oder Knipex beim Aufbau der Gemeinschaftswerkstatt im Bahnhofsnebengebäude mit deutlichen Spenden unterstützen.

Der Betrieb kriegt keinen Cent öffentlicher Förderung. Stellt dafür aber Containerflächen für Fahr- und Lastenradverleih, das Fahrradreparaturcafé, rund 1.000 m² offener Grünflächen, den Weg von der Nordbahntrasse zum Uellendahl und Freiraum für Stadtentwicklungsexperimente zur Verfügung. Mit einem Kredit der Stadtsparkasse Wuppertal, der ebenfalls durch den Tagesbetrieb getilgt werden muss. Oder durch Spenden, um die Flächen für das Gemeinwohl offen zu halten – hast Du schon Deinen Quadratmeter Freifläche für alle gesichert? Zu Ostern gibt es einen Spendenmarathon bei wirwunder.de – Die Gelegenheit, Dich an der gemeinsamen Entwicklung zu beteiligen.

Wir freuen uns auf Dich!


Erstveröffentlicht am 10.04.25 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/utopiastadt-kolumne-zehn-millionen-euro-fuer-die-lokale-wirtschaft_aid-126193257