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Logbuch

Bundesfreiwilligendienst in Utopiastadt – eine Homage

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von Pia Rodermond:

Logbucheintrag 0.52

Kopfsteinpflaster und Gewusel zeigen mir den Weg, positive Gefühle, die mein Kopf hegt.
Mit Tee und Kippe stehe ich auf dem Balkon, schaue in die Ferne und sehe den Ballon, wie er seine Runde stets links herum über das Gelände dreht. 
Das Vogelgezwitscher lässt mich durchatmen, keine großen Dramen. 
Fahrräder von Rechts nach Links über die Trasse. Und mittlerweile erkennt man jede:n Zweite:n und muss lachen. 

Der Tag beginnt mit Spannung auf die nächste Herausforderung, wartend auf uns vier Bufdis und die resultierende Entwicklung. 
Schraubenschlüssel und Schlüsselbund parat, so schreiten wir zur Tat: 
Umgeben von Bauzäunen und Steinen, historischen Fenstern und Türen. Kraft, Mut und Geschick sind die Wörter, die uns Führen. 
Neue Dinge lernen und Interessen entwickeln. Wer hätte gedacht, dass grade das Holz mich um den Finger wickelt?  
Erinnerung an einen Tag mit Jürgen, eine Werkzeughalterung gebaut, so stabil, ich würde dafür bürgen. 
Das Gefühl von Stolz ist mein täglicher Begleiter, ich schaue zurück und denke mir »Das habe ich geschafft? Alter!« 
Wände einreißen macht viel mehr Spaß als ich dachte, und auch der Stemmhammer, der es nie in meine Vorstellungen schaffte. 
Niemals dachte ich, dass dieses BFD was für mich wäre, doch nach ein paar Tagen waren es erste Erfolgserlebnisse, die mich ehrten: 
»Mama, ich kann jetzt Elektroschlepper fahr‘n und auf dem Gerüst habe ich keine Angst vor der Gefahr!« 

Ein Teil davon zu sein, dass es hier voran geht und der Gesellschaft was gibt, ein tolles Gefühl, welches niemals kippt. 
‚Bewegung‘ beschreibt Utopiastadt auch ganz gut, nicht nur den Hut. 
Von Ralf kann man immer was lernen, einfach nur fragen und er hilft dir, auch von fern. 
David der Retter in der Not, fährt dich nach Hause, wenn dein Auto plötzlich tot. 
Alle Utopist:innen sind wichtig für das Projekt, keiner von ihnen perfekt.  

Aber so soll es auch sein, perfekt unperfekt nach eigener Definition. Für niemanden hier ist es auf der persönlichen Reise die Endstation.  
Eine Familie die zusammenhält, offen für Neues ist und niemals fällt. Und wenn sie fällt, dann fällt sie zusammen. Steht gemeinsam wieder auf in neuen Flammen. 

Mit Liebe erschaffen, wird es auch nach dem Freiwilligendienst für mich ein Ort zum Ich selbst sein sein, zum rasten. 
In ein paar Jahren schau ich zurück, sehe das Gebäude in vollem Glanz. 
Kein Gerüst und keine Baustelle mehr, kein Gefühl von Distanz. 
Kein Stress und Druck, eine Umgebung zum Wachsen. 
Dieser Ort ist einfach wunderbar, so frei wie der Ballon, den ich am Morgen sah. 

Ich bin und war ein Teil davon.


Erstveröffentlicht am 14.03.24 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/utopiastadt-bundesfreiwillige-pia-rodermond-hat-ein-gedicht-ueber-ihre-erfahrungen-verfasst_aid-109533429

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Logbuch

Danke, Bufdis!

Seit März 2021 erscheint in der Reihe »Logbuch Utopiastadt« regelmäßig eine Kolumne aus Utopiastadt im Wuppertaler Lokalteil der Westdeutschen Zeitung. Und hier auf der Seite.

Diese Kolumne ist von David J. Becher:

Logbucheintrag 0.45

Letzten Monat schrieb Amanda hier von tatkräftiger Hilfe, die Utopiastadt braucht. Darauf haben sich tatsächlich interessierte Menschen gemeldet oder sind einfach direkt samstags zum Sanierungs-Workout gekommen. Darüber freuen wir uns sehr! Noch immer braucht es weiteres Engagement, um Utopiastadt als einen guten und offenen Ort für alle zu erhalten, aber jetzt merken wir zumindest ganz direkt, dass wir nicht so alleine all die vielen Gemeinschaftsaufgaben schultern müssen, wie es sich zuletzt oft anfühlt. Vielen Dank!

Dabei eines beim Ehrenamt klar: Es braucht Freiraum in der persönlichen Zeit und Freiwilligkeit beim Tun.

In dem Zusammenhang ist es besonders schön, dass jedes Jahr junge Menschen das Experiment antreten, sich für zwölf Monate gegen ein Taschengeld selbst zum ehrenamtlichen Tun zu verpflichten und einen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) in Utopiastadt machen. Zuletzt waren das Ben, Frieda, Philipp und Valentina, die nun die letzten Wochen hier arbeiten. Schon jetzt ist klar: Wir werden sie sehr vermissen! Menschlich sowieso, weil sie nicht zuletzt durch ihre tägliche Anwesenheit diesen Ort mindestens so geprägt haben, wie langjährige Gelegenheitsutopist:innen wie ich. Aber eben auch fachlich!

Seit Utopiastadt vor allem Sanierungsbaustelle ist, sind sie nun die dritte Bufdi-Generation, deren Hauptaufgabe es war, sich bei der Sanierung zu engagieren. Und seit Beginn des Jahres unter erschwerten Bedingungen: Zwei zentrale Stellen fielen weg und konnten aus finanziellen Gründen nicht nachbesetzt werden. Beides Stellen, die im Umfeld der Sanierungs- und Flächenentwicklungsarbeiten enge Ansprechpartner für die Alltagsarbeit der Bufdis waren. Seither sitze ich freundlich aber fachlich ziemlich ahnungslos bei den meisten Samstagsworkouts morgens zwei Stunden als Begrüßungs-Rezeption in der Werkstatt und durfte hautnah erleben, wie vier junge Menschen eine bewundernswert selbständige Verantwortung für ihr Tun übernommen haben!

Und nicht nur in der Sanierungswerkstatt: Auch anderswo waren alle vier verlässlich und präsent dabei: Auf- und Abbauten von Veranstaltungen, spontaner Einsatz bei unvorhersehbaren Dringlichkeiten oder einfach die persönliche Ansprechbarkeit, wenn wer Hilfe bei der Orientierung in der Vielfalt Utopiastadts brauchte.

Das alles habt Ihr, Ben, Frieda, Philipp und Valentina, vom Start mit neugieriger Begeisterung – ich schaue dazu gern in Friedas Logbuch-Kolumne aus September 2022 – bis zum Ende beeindruckend gemeistert! Und ich meine wirklich Meisterschaft: Mir ist sehr bewusst, an welche Grenzen einen die herausfordernde Situation der Großbaustelle Utopiastadt bringen kann. Besonders, wenn man sich nicht wie andere Ehrenamtler:innen einfach mal eine Weile herausziehen kann. Diese konsequente, selbstbewusste und verlässliche Arbeit, die Ihr uns und allen, die Utopiastadt nutzen, geschenkt habt, nötigt mir eine großen Respekt ab. Von Herzen: Danke!


Erstveröffentlicht am 10.08.2023 in der Printausgabe der WZ: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/utopiastadt-logbuch-ohne-freiwillige-laeuft-hier-nichts_aid-95424635

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Neuigkeiten

Bundesfreiwilligendienst in UTOPIASTADT?!?

Wir suchen noch einen jungen Menschen, der die vielfältigen Projekte in »Utopiastadt« tatkräftig unterstützen möchte, der sich nicht vor körperlicher Arbeit scheut und Lust auf die unterschiedlichsten Menschen und Veranstaltungen hat.

Du hast die Chance, ein Jahr lang in »Utopiastadt« mitzuwirken, deine kreativen und innovativen Ideen umzusetzen und so Teil des nachhaltigen Veränderungsprozesses in Wuppertal zu werden. Neben den alltäglichen Aufgaben rund um den Campus und die Sanierung liegt ein Fokus auch auf der Vorbereitung und Begleitung von Kulturveranstaltungen wie bspw. Konzerten, Lesungen etc. – sofern diese im Rahmen der aktuellen Corona-Bestimmungen stattfinden können.

Ein Jahr voller neuer Erfahrungen und Herausforderungen warten auf dich!

Bundesfreiwilligendienst (BFD) mit dem Schwerpunkt Sanierung
Wann: 01.09.2022 bis 30.08.2023
Wo: Utopiastadt
Bewerbungsschluss: 29.08.2022

Ausschreibung und Infos